nächtliche Übung - Katastropheneinsatz in Greußen 27.09.2013

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Der Stadtrat Greußen hat dem Vorhaben eines Unternehmens auf dem Gelände der einstmaligen Vitamona einen neuen Einkaufsmarkt mit Eigenheimbauplätzen nach einjähriger Bedenkzeit zugestimmt.

Das Objekt wurde 1847 als Bierbrauerei erbaut, später als Fleischkonservenfabrik weitergeführt.
Ab 1950 dann als VEB „VITAMONA“ bis zur Wende.
Die Fruchtsaftproduktion wurde 1990 eingestellt.
Seit dem schlummert das Gelände vor sich hin.
Zwischendurch wurde Maschinenteile demontiert, viel Schrott gewonnen und eine große Stahlhalle demontiert.
An einigen Ecken türmen sich Müllberge haushoch und der Einsturz der Fachwerk Gebäude beginnt.
Da nun die Beseitigung des Objektes in kurzer Zeit zu erwarten ist, kam die Freiwillige Feuerwehr Greußen auf die Idee, hier doch mal eine große Übung zu starten.

nächtliche Übung Katastropheneinsatz in Greußen 27.09.2013

nächtliche Übung Katastropheneinsatz in Greußen 27.09.2013 Fotos: P.Georgi

In Person von René Schwara wurde das Vorhaben geplant und vorbereitet.
So wurde am Freitagabend gegen 20 Uhr Alarm ausgelöst.
Feuer und eine Explosion waren auf dem Gelände zu verzeichnen und überall Personen in Not.
Die Greußner Feuerwehr rückte aus und orderte nachdem sie auf dem Gelänge nicht viel wegen der Dunkelheit unternehmen konnten, weitere Wehren an.
Dazu wurde das THW aus Sondershausen und die Rettungshundestaffel „RHS Teamdogs e.V.“ aus Breitenworbis  mit insgesamt 17 Hunden angefordert, sowie der
Katastrophenschutzzug des Kreises.
So fuhren 24 Einsatzfahrzeuge mit 84 Personen unterhalb des Warthügels vor.
Die Einsatzzentrale wurde an der Sächsischen Helbe aufgebaut und zum Taubental hin wurden Notzelte erreichtet.
Der Bürgermeister traf ein und die Landrätin war auch zugegen.
Die Fahrzeugmenge gestaltete sich schwierig wegen des Platzmangels.
So wurde auf weitere Feldweg ausgewichen.
Ein großes Hemmnis war die Dunkelheit.
Das THW baute mittels Notstromgenerator eine Lichtstrecke auf und begann eine Zufahrt durch das Gestrüpp freizulegen.
Widersprüchlichste Meldungen über Verletzte gingen ein, ohne dass man jemanden genau finden konnte, denn die Feuerwehrleute gingen nur mit ihren Handlampen in das völlig zugewachsene Gelände. Ein Hilfestau, wartende Einsatzkräfte, bildete sich am Geländeeingang.
Jetzt endlich kamen die Suchhunde zum Einsatz.
Vier Trupps, je 2 Hundeführer und 2 Feuerwehrleute, gingen los.
Mühsam ging es mit einem schnell angefertigten Lageplan weiter.
Die Helfer kamen kaum hinter den Hunden hinterher, da das Gestrüpp sehr dicht war und die Orientierung sich schwierig auf dem weitläufigen Gelände gestaltete.
Als Fixpunkte wurde die Helbe genauso wie die B4 als Straße gesucht.
Mit der Nase voran kämpften sich die Hunde und Trupps durch die Gebäude und durch lautes Gebell wurden Verletzte angezeigt.
In Gruben und hinter allem möglichen Gerät lagen Verletze mit den verschiedensten Gebrechen.
An Kellerlöchern schnupperten die Hunde besonders und sie suchten einen Weg nach unten. 
Jetzt ging es in die Katakomben der einstmaligen Brauerei.
Auch hier war es sehr verzweigt und viele Nebengelasse.
Zum Teil verstellte Kammern wurden geöffnet und hinter Schuttbergen wurde gesucht.
An einer Stelle wurde es eng und Bruchsteine stellten für die Menschen schon eine Behinderung dar.
Nur die Hunde flitzen darüber hinweg, immer der Nase nach.
Oftmals waren nur die Glöckchen am Halsband zu hören oder die blinkenden LED‘s zu sehen.
Man merke ihnen schon an, dass sie enormes Adrenalin in sich hatten.
Mehrmals ging Hundeführerin Heike an einer Stelle vorbei, ehe der Hund den Geruch der Verletzten in der tiefen Grube unter den Platten wahrnahm.
Ebenso erging es den im Keller Verunglückten.
Über den Lüftungskanal nahmen die Hunde keine Witterung auf.
Erst durch das intensive Durchlaufen der Kellergänge konnten in völliger Dunkelheit die schwer verletzten Personen gefunden werden.
Über Holzkisten und Weinballons stolperten die Helfer herzu.
Hier unten, ca. 10 m unter der Erde, war der Funkverkehr nicht mehr möglich und es entstand ein Informationsdefizit mit der Leitstelle.
Über einen Lüftungsschacht wurde eine Rufstrecke hergestellt und somit einer Verbindung zur Außenwelt möglich.
Das hin und her der Rufe, das Gebell der Hunde, der enorme Hall in den Räumen, machte der Verständigung fasst unmöglich.
So rannten dann immer zwei Personen nach oben und zurück um Meldung zu machen und die Rettungssanitäter anzufordern.
Diese mussten wieder geführt werden um überhaupt vor Ort zu kommen.
Eine Liege mit Luftkissen wurde aufgebaut und der Transport nach oben begann.
Vier Träger hatten vollauf zu tun um in gebückter Stellung durch die Gänge zu laufen.
Vor der steilen Treppe wurde noch einmal pausiert und dann mit enormen Anstrengungen ging es nach oben.
Durch die Türen musste ständig umgefasst werden und immer wieder eine Pause.
Weiter unten im Scheinwerferlicht konnte man den Schweiß als Bäche auf den Gesichtern der Helfer sehen.
Bei den 3,5°C musste von den Helfern keiner frieren, aber dafür die Verunglückten war es schon trotz vieler Decken kalt.
Es dauerte bis zu drei Stunden bis letzte im Sanitätszelt ankamen.
Über die Zeit mussten auch Hunde ausgetauscht werden, da sie an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kamen.

In der anschließenden Auswertung wurden schon einige Mängel festgestellt.
So  muß der Funkverkehr aufgesplittet werden, die Fundorte wurden falsch angegeben und die Ausleuchtung war nicht ausreichend, sagte Andreas Sorber von der Ebelebner Feuerwehr. Kreisbrandinspektor Peter Ortlepp, solch eine Nachtübung ist schon eine Herausforderung.
Herzlichen Dank aber an alle, die ja freiwillig mitmachen.
Christian Deller von der Rettungshundestaffel, das mit der Kommunikation muß verbessert werden. 
Michael Hennig von der THW Helfervereinigung Sondershausen e.V., die Technik war OK, die aufwendige Suche ist aber nicht planbar.
Sven Osterheld vom Katastrophenschutz, Sanitäts-/Betreuungszug aus Artern, außerhalb des Geländes hat alles geklappt.

Bürgermeister Renè Hartnauer, die gute Aufstellung der gesamten Truppe ist schon die halbe Miete.

So konnte  dann gegen 1 Uhr in der Früh noch reichlich warme Bockwurst und Getränke gereicht werden.
Am Lagerfeuer und in der Stützpunkt-Feuerwehrhalle gab es noch viele intensive Gespräche, ehe alle wieder nach Hause fuhren.

   (PG)

 

 


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